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35,80 €
ISBN 978-3-8440-1017-6
Paperback
178 Seiten
21 Abbildungen
263 g
24,0 x 17,0 cm
Deutsch
Dissertation
Juni 2012
Traute Wittje-Berger
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) zur Belastungsreduzierung bei Kindern und Jugendlichen in der integrativen Lerntherapie
Die Autorin untersucht in ihrer Forschungsarbeit den Einsatz der EMDR-Methode innerhalb der integrativen Lerntherapie zur gezielten Belastungsreduzierung bei Kindern und Jugendlichen. Die EMDR-Methode gilt als effektives Psychotherapieverfahren insbesondere für posttraumatische Belastungsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Für die EMDR-Arbeit mit Kindern und Jugendlichen werden weitere wissenschaftliche For-schungsarbeiten gefordert. Dazu leistet die vorliegende Pilotstudie ihren Beitrag. Die EMDR-Therapie bietet einen methodenübergreifenden Zugang. In dieser Untersuchung wurde der Versuch unternommen, die Belastungen und Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen mit einem neuen (innovativen) lern- und psychotherapeutischen Therapiekonzept (Integrative Lerntherapie plus EMDR-Therapie) zu behandeln.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder mit einer gestörten Lernentwicklung gleichzeitig oft vielfältige Verhaltensstörungen bzw. Belastungssymptome aufweisen. Diese Parameter wurden aus Kinder- und Elternsicht mit psychometrischen Messinstrumenten und Gesprächen untersucht. Im Untersuchungszeitraum von 14 Monaten (mit drei Messzeitpunkten) konnten 29 teilnehmende Kinder und deren Eltern für diese Forschungsarbeit erfasst werden. Davon erhielten 24 Kinder neben der integrativen Lerntherapie insgesamt 96 EMDR-Behandlungen. Mit psychometrischen Testverfahren wurden schwerpunktmäßig die Daten in einer Prä- und Postmessung sowohl in der Behandlungs- als auch in der Wartegruppe (Kontrollgruppe) erhoben. Die Zuweisung der Kinder in die jeweiligen Gruppen erfolgte zufällig (Randomisierung). Die Behandlungsgruppe erhielt die integrative Lerntherapie mit zusätzlichen EMDR-Behandlungen. In der Wartegruppe wurde die integrative Lern-therapie ohne EMDR-Behandlungen angeboten. Grundlage für die Themen in den EMDR-Behandlungen (eine bis sechs mögliche Therapieeinheiten) waren jeweils die von den Kin-dern genannten belastenden – meist aktuellen – Ereignisse. Drei exemplarische Fallberichte geben Einblick in die therapeutische Vorgehensweise bei den EMDR-Behandlungen.

Die Ergebnisse belegen, dass neben der Diagnose „Umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten“ gemäß ICD-10 F81.0 bei den Kindern und Jugendlichen vielfältige Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten sowie Belastungssymptome auftreten. Durch die EMDR-Therapie wurde eine Reduktion der subjektiven Belastungen (SUD-Werte, d=3.90) bei gleichzeitiger Erhöhung der Stimmigkeit der angestrebten positiven Kognition (VoC-Werte, d=5.05) mit einer Signifikanz auf dem 0.1%-Niveau erzielt. Die Elternfragen zur Wirksamkeit und Bedeutung von EMDR und zur Bewertung der positiven Verhaltensänderung erreichten ebenfalls signifikante Ergebnisse. Im Gruppenvergleich zwischen den Interventionen mit und ohne EMDR wiesen einige Skalenwerte der psychometrischen Testverfahren (AFS, Harterskalen, CBCL/4-18) allenfalls mittlere bis stärkere Effekte auf. Deren Veränderungswerte lassen sich auf einer Plausibilitätsebene als statistische Tendenz interpretieren, die darauf hinweist, dass sich durch die EMDR-Behandlungen Ängste und Verhaltensauffälligkeiten verringern. Die statistische Auswertung über T-Tests für abhängige Stichproben ermittelte im Gruppenvergleich der Rechtschreibtests, dass die Gruppe mit den EMDR-Behandlungen im Prä-Post-Vergleich eine etwas stärkere Reduzierung der Fehlerquote erreichte. Diese Resultate könnten tendenziell als hypothetischer Beleg für eine erhöhte Wirksamkeit der Intervention mit EMDR gedeutet werden. Die Ergebnisse wären durch weitere Forschungsarbeiten mit größeren Stichproben zu verifizieren.

In der „Fazitfrage“ zur Einschätzung der Belastung ihrer Kinder bemerkten die Eltern am Ende des Behandlungszeitraums mit EMDR eine signifikante Verringerung der Belastungen. Bei der Intervention ohne EMDR gab es nur geringfügige Veränderungen, die sogar auf eine leicht stärkere Belastung hinwiesen. Die Daten verdeutlichen, dass die durch die Eltern wahrgenommenen Belastungen ihrer Kinder bei zusätzlicher EMDR-Therapie reduziert wurden.

Zusammenfassend sprechen die Erfahrungen mit der praktischen Durchführung der EMDR-Behandlungen innerhalb der integrativen Lerntherapie für das vorliegende Behandlungskonzept. Ein positiver Einfluss der EMDR-Therapie auf die Reduzierung von Belastungssymptomen und Verhaltensauffälligkeiten sowie auf bessere schulische Leistungen bei Kindern und Jugendlichen scheint gegeben. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten sich im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes als praxisrelevant für lerntherapeutische Institutionen und für den kreativen Einsatz der EMDR-Methode erweisen. Darüber hinaus ermutigen sie zur weiteren Forschung und Durchführung künftiger Projekte.
Schlagwörter: EMDR; Belastungsreduzierung; Kinder; Jugendliche; Integrative Lerntherapie
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