Katrin Karger Empirische Untersuchung der Strömungsverhältnisse von Schwimmern mit körperlichen Schädigungen in dynamisch passiver Körperlage aus schädigungsspezifischer, funktionsspezifischer und leistungsspezifischer Perspektive ISBN: 978-3-8440-0007-8 Preis: 49,80 € / 99,60 SFR |
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Rezension |
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Der Behindertensport im Allgemeinen und der Behindertenleistungssport im Speziellen haben in den letzten Jahren eine spürbar höhere Wertschätzung erhalten. Behinderte Sportler haben sowohl ihren Platz im rehabilitativen Bereich gefunden, Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung, für die Erbringung sportlicher Spitzenleistungen ein starkes Motiv ihrer körperlichen Aktivität, für ihr Selbstbild und ihre Selbstverwirklichung darstellt, sind inzwischen aber genauso akzeptiert und erfahren auch eine Unterstützung und Förderung durch Sportvereine und Sportverbände. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich auch das Wettkampfsystem für behinderte Sportlerinnen und Sportler sehr schnell entwickelt, sei es bei Olympischen Spielen, bei Welt- und Kontinentalmeisterschaften oder Titelkämpfen auf nationalem, regionalem oder lokalem Niveau. Im Interesse der sportlichen Fairness und der Vergleichbarkeit sportlicher Leistungen im Behindertensport besteht eine Aufgabe von Ausrichtern dieser Wettkämpfe darin, eine Klassifizierung der Behinderungen vorzunehmen. An dieser Stelle kann die sportwissenschaftliche Forschung einen wichtigen Beitrag leisten, um einen gerechten Leistungsvergleich zu unterstützen bzw. zu ermöglichen. Dieser Aufgabe hat sich Katrin Karger für den paralympischen Schwimmsport gestellt. Durch die Erfassung der passiven Umströmungssituation von Schwimmern mit unterschiedlichen körperlichen Schädigungen mittels simultaner Dynamografie und Kinematografie im Rahmen passiver Schleppversuche mit 97 Schwimmerinnen und Schwimmer mit Körperbehinderungen konnten wissenschaftlich fundierte Daten erhoben werden, die in die Weiterentwicklung des funktionellen Klassifizierungssystems im Schwimmen Eingang finden sollen. Die Daten beziehen sich auf die Parameter der passiven Wasserwiderstandskraft, die projizierte Körperquerschnittsfläche und den Widerstandsbeiwert. Im Rahmen des Projekts wurden auch Versuche mit zwei unterschiedlichen Modellen durchgeführt, um funktionelle Beeinträchtigungen derart zu simulieren, dass die genannten Parameter auf die reale Situation von Schwimmern mit körperlichen Schädigungen übertragen werden konnte, wobei die erste, grundlegende Erkenntnisse gewonnen werden konnten, ohne aber der Individualität jedes einzelnen Athleten entsprechen zu können. Für die Untersuchungen mit den Schwimmerinnen und Schwimmern im Wasser mussten messtechnische Voraussetzungen geschaffen, damit die Probanden die passiven Schleppversuche absolvieren konnten. Dabei galt es, ein Untersuchungsdesign zu erstellen, dass für fünf Untergruppen körperlicher Schädigungen einsetzbar war (Beine, Arme, Mehrfachbehinderung, Lähmung, Körperbau). Dieses konnte dann für die Gesamtstichprobe eingesetzt werden, woraus sich ein sehr differenziertes Bild in den Untergruppen bis hin zu den einzelnen Sportlerinnen und Sportlern ergab. Weiterführende Analysen befassten sich dann außerdem mit Widerstandsverhältnissen in den unterschiedlichen Schwimmlagen. Neben den Klassifizierungsaspekten behandelte die Autorin ebenso trainingspraktische und leistungsdiagnostische Aspekte der erhobenen Daten. Dieser Ansatz beruht aus der Erkenntnis, dass das widerstandsgünstige Verhalten in den Gleitphasen ein entscheidender Faktor für das Erreichen sportlicher Höchstleistungen im paralympischen Schwimmsport ist. Die diskutierten Methoden der Vortriebsoptimierung kann deshalb im Training eine entsprechende Leistungsentwicklung unterstützt werden. Außerdem können die eingesetzten verfahren auch in der Leistungsdiagnostik des Behindertenleistungssports im Schwimmen angewendet werden. | |
Quelle: Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) | |
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